Umgang mit anspruchsvollen Schülerinnen und Schülern

Gesprächsergebnisse im Austausch mit dem AVS

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Am 1. Mai 2024 hat das jährliche Treffen der Schulsozialpartnern (LEGR, VSLGR, SBGR) und dem Amt für Volksschule und Sport stattgefunden. Ziel dieses Treffens ist ein mündlicher Austausch zu aktuellen Themen, um die unterschiedlichen Interessen, Herausforderungen sowie mögliche Handlungsansätze zu besprechen. Der LEGR hat das Thema Umgang mit anspruchsvollen Schülerinnen und Schülern vorgeschlagen. Gleich zu Beginn möchte der LEGR dem AVS seinen Dank aussprechen: Die aufgeworfene Frage wurde in der notwendigen Breite und Tiefe betrachtet und wir konnten diverse Ideen mitnehmen. Diese möchten wir gerne mit unseren Verbandsmitgliedern teilen.

Wichtiger Hinweis

Folgende Ausführungen stammen vom LEGR und sind aus den Gesprächsnotizen hervorgegangen. Sie erheben weder Anspruch auf Vollständigkeit noch sollen sie als Leitfaden dienen. Wir hoffen aber, damit Lehrpersonen Impulse zu geben, um das Thema auch aus anderer Perspektive betrachten zu können.

Ausgangslage

Der LEGR stellt seit einiger Zeit fest, dass Unsicherheiten im Umgang mit anspruchsvollen Situationen und Schülerinnen und Schülern besteht. Lehrpersonen fühlen sich immer wieder allein mit Fragen der Klassenführung und adäquaten Reaktionen auf Herausforderungen. Wie können Lehrpersonen gestärkt werden? Welche Handlungsspielräume sind Lehrpersonen gegeben, wenn das Sozialverhalten in der Klasse belastend ist? Wie können Schülerinnen und Schüler unter der Grundprämisse der integrativen Schule im System behalten werden, ohne dass das System ins Wanken gerät?

Feststellungen (Angaben ohne statistische oder wissenschaftliche Referenz)

  • Während herausfordernde Situationen auf sozialer Ebene lange ein Thema der Oberstufe waren, lässt sich eine Verschiebung hin zu sehr jungen Kindern auf Kindergarten- und Unterstufe der Primarschule beobachten.
  • Schulen, die eine gemeinsame Haltung ausarbeiten, können in der Tendenz Schwierigkeiten besser auffangen und Lösungen erarbeiten. (Lesetipp: Warum neue Autorität auf Konfrontation verzichtet. Bildung Schweiz / 5|2024, S. 13ff.)
  • Bei Fällen, die von allen Beteiligten lösungsorientiert angegangen werden, sind die Chancen einer Besserung höher.
  • Der Schulpsychologische Dienst SPD wird immer wieder (zu) spät eingebunden.
  • Diagnosen sind nicht notwendig, um Unterstützung zu erhalten. IF bekommen Kinder auch ohne Diagnose, diese Ressource gehört zum anerkannten Förderbedarf.

Niederschwellige Handlungsmöglichkeiten für Lehrpersonen

  • Stetiger Austausch mit involvierten Personen (Eltern, SHP, FLP und Schulleitung).
  • Pragmatisch handeln. Z.B. teilintegrative Settings einrichten (Kind geht für 30 Minuten in den Garten, in eine andere Klasse, …), um «die Spitze» der Eskalation zu brechen.
  • Vernetzt arbeiten: Team und Schulleitung einbinden. Je nachdem sogar den Hausdienst für Beschäftigsungssettings anfragen.
  • SPD früh einbeziehen, um Entscheidungsspielräume auszuloten. Die Dokumentation von Gesprächen, Beobachtungen, Abmachungen ist hilfreich.
  • Hospitationen im Team organisieren, um Verhaltensweisen der Lehrperson und Klasse zu spiegeln.
  • Bedürfnisse der Kinder anerkennen (Ruheinseln ermöglichen, Pausenbegleitung organisieren etc.).

Weiterführende Handlungsmöglichkeiten für Lehrpersonen

  • Je nach Disziplinarverordnung einer Schulbehörde sind kurze Verweise möglich. Beispielsweise: Kind bleibt zwei Tage von der Schule fern, damit sich die Verantwortlichen organisieren können.
  • Weiterbildungen besuchen. Beispielsweise: «Abgeklärt – wie weiter?» https://phgr.ch/weiterbildungen/a24s710002 / Kurse zur Burnoutprävention.
  • Sonderpädagogische Massnahmen in Absprache mit allen Beteiligten.

Tipp: Wenn es zu einer zeitlich begrenzten Separation mittels Time-out-Angebot kommt, wird ein Coaching für die Lehrperson empfohlen, um Handlungsmuster beidseits zu durchbrechen.

(wiedergegeben von Nora Kaiser und Lisa Jäger, LEGR)

Dokument

Datum

17.05.2024